Herzlich willkommen auf Aussteiger auf Zeit, mein Blog über meine Reisen. Von 2005 bis 2010 hatte ich mich für ein Leben als Aussteiger auf Zeit entschieden. D.h. im Sommer habe ich ein halbes Jahr in Deutschland und der Schweiz gearbeitet und im Winter war ich auf Reisen in Asien...

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Die Tempel von Angkor

Irgendwie hat es mir am Strand von Sihanoukville so gut gefallen, das ich dort gleich einige Wochen geblieben bin, obwohl Daniel bereits wieder nach Deutschland geflogen war. Es ist einiges anders als in Thailand. Am Wochenende kommen die mehr oder weniger wohlhabenden Khmer an den Strand und mischen sich unter die Touristen. In Thailand reisen die wohlhabenden (Bangkok)Thais am Wochenende zwar auch in die touristischen bzw. schoenen Gegenden ihres Landes, aber sie bleiben in der Regel in ihrem Resort und schotten sich mit Karaokegesang von den Touristen ab.




Das schoene ist auch, dass es in Kambodscha keine nervigen Sperrstunden gibt. Wahrscheinlich gibt es die schon, aber die Polizei regiert nicht, da sie bestochen wird. Jedenfalls hatten einige Strandbars jede Nacht bis zum Sonnenaufgang auf, es gab also viel zu erleben. Leider ging langsam mein Visum zu Ende und so reiste ich weiter in die Hauptstadt Phnom Penh.







Auch hier in Phnom Penh werden die neu angekommenen Touristenbusse von unzaehligen Motorradfahrern bedraengt. Alle sind darauf aus, ein paar Dollar fuer die Vermittlung eines Reisenden an eines der Hotels zu vermitteln, die Kommission zahlen. Das gibt es in Suedostasien ueberall und wie immer gilt die Regel, am besten dem Rat nicht zu folgen. Hotels die keine Kommission bezahlen sind meist besser und guenstiger. Gute Hotels bekommen ihre Gaeste durch Empfehlungen u.a. von Reisefuehrern und nicht durch Schlepper.






Koenigspalast in Phnom Penh










Hauptstrasse in Phnom Penh








Hier das teuerste Hotel der Stadt, das Hotel Royal, wo die Nacht mehrere hundert Dollar kostet. Das durchschnittliche Einkommen eines Khmer betraegt hundert Dollar im Monat, soviel zu dem Thema...












Armenviertel in Phom Penh, wo die Menschen haben die leerstehenden Haeuser besetzt.










Gerade einmal 25 Jahre ist es als, dass die roten Khmer in Kambodscha nach Ergreifung der Macht mindestens eine Million Menschen aus dem eigenen Volk toeteten. Dies ist in der Geschichte einmalig und Kambodscha stellt die schwere der Schuld sogar ueber die der Nazis, weil das eigene Volk vernichtet wurde. Ich lies mir auch die "Killing Fields" zeigen, dass Felder in der Naehe von Phnom Penhs in denen zehntausende von Leichen umgebracht und vergraben. Hier zu sehen das Denkmal aus unzaehligen ausgegrabenen Totenschaedeln.




Viel aufschlussreicher als ein Denkmal war die Unterhaltung mit meinem Taxifahrer, den ich zum Essen eingeladen hatte. Er sprach sehr gut Englisch und erzahlte mir sehr viel ueber die roten Khmer, da fast seine gesamte Familie umgebracht wurde. Er kam aus einer sehr wohlhabenden und akademischen Familie, die durch die roten Khmer alles verloren hatte. Ohne dieses Schicksal waere er wahrscheinlich Inhaber eines Unternehmens und nicht Taxifahrer, meinte er in traurigem Ton zu mir...









Ebenfalls habe ich noch die Folterkammern der roten Khmer besucht, hier sind die Folterwerkzeuge zu sehen.


















Zum Abschluss noch ein Besuch im Nationalmuseum, da ich genug von Gedenkstaetten hatte.






Weiter ging die Reise nach Siem Reap zu den Tempeln von Angkor. Bereits bei der Ankunft mit dem Boot warteten ungefaher hundert Schlepper auf ein Dutzend Reisende. Ich ordete ueber mein Hotel ein Tuk Tuk fahrer und lernte Ponlok kennen, der mir einige Tage die Tempel zeigte. Es sprach sehr gut Englisch und ich lud ihn jeden Abend zum Essen und ein paar Bier ein und lerne so viel ueber Kambodscha kennen.







Haupttor von Angkor Wat










Die Tempeln von Angkor gehoeren wahrscheinlich zu dem touristischsten Ziel in ganz Suedostasien. Zum einen sind diese Tempelstaedte einmalig, zum anderen ist dieser Ort aber so touristisch, dass man schnell die Lust an der Besichtigung verlieren kann. Teilweise ist man an den Tempelstaedten von so vielen Verkaeufern und Bettlern umrundet, dass man am liebsten zurueck ins Hotel fahren wollte. Ich besuchte die Tempel in der Trockenzeit und dachte, dass dann weniger Touristen anzutreffen seien. Zwar hatte es abartige 42 Grad, trotzdem fanden sich unzaehlige Touristen bei den Tempeln ein. Angesichts der Temperaturen waere ich manchmal lieber am Pool als bei den Tempel gewesen...










Die Tempel sind auch im Detail hochinteressant








Aussentor von Angkor Wat


Mindestens genauso nervig wie die unzaehligen Verkaeufer und Bettler sind die Pauschaltouristen. Gerade geniesst man die Ruhe und ploetzlich kommen mehrere Bussse vorgefahren und es steigen mehrere hundert Pauschaltouristen aus und bestuermen die Ruinen. Dann ist es an der Zeit zu gehen...















Die wohl meist fotografierte Sehenswuerdigkeit Asiens





Nicht nur die Tempelstaedten selber sind spannend, sondern die Landschaft drumherum ist ebenfalls sehr schoen. Da die Tempel auf eine Flaeche von ueber hundert Kilometer verstreut liegen, ist man schnell eine Stunde auf dem Land unterwegs. Sehr zu empfehlen sind auch viele kleine, aus Sicht eines Archaeologen weniger bedeutende Tempel. Dafuer hat man aber dort die Moeglichkeit entspannt und fast allein die Tempelanlage zu besichtigen.












Die Tempel wurden zu einem groessten Teil von internationalen Wissenschaftlern Stein fuer Stein auseinandergenommen, katalogisiert und wieder aufgebaut


















An vielen Tempel hat die Natur ihre Spuren hinterlassen.






Am letzten Tag hatte ich die Scharen von (Pauschal)touristen, Verkaeufern und Bettlern endgueltig satt und Ponlok und ich beschlossen des nachts bereits zu den Tempelanlagen zu gehen. Es war Vollmond und Ponlok fuhr mich direkt zum Haupttempel Angkor Wat. Der Zutritt wurde mir aber zunaechst durch die Wachen versperrt. Allerdings gelang mir kurze Zeit spaeter der Zutritt ueber den Hintereingang und es war sehr spannend ganz allein einige Stunden im Vollmond im Tempel von Angkor zu verbringen. Dadurch wurde die Besichtigung doch noch zu einem wirklichen Erlebnis.






Angkor Wat bei Mondschein




Am letzten Abend lud mich Ponlok zu sich ins Dort unweit von Siem Reap ein. Er bewohnt mit seiner Familie eine kleine selbstgebaute Huette von weniger als zehn Quadratmetern mit einem Ziehbrunnen vor der Haustuer. Immerhin kann er sich durch seinen Taxifahrerjob Strom und einige westliche Dinge wie z. B. Fernseher und Mobiltelefon leisten. Trotzdem war die Armut in diesem Dorf unuebersehbar. Ich erzaehlte ihm, dass in Deutschland jeder ein Recht auf EUR 345 monatlich, eine Wohnung und eine Krankenversicherung hatte und er machte nur grosse Augen und ich hatte das Gefuehl dass er mir nicht wirklich glaubte... (Das monatliche Durchschnittseinkommen von Ponlok liegt bei EUR 200, er versorgt aber damit die ganze Familie!)







Die Haeuser des Dorfes sind an einen Fluss gebaut, dessen Wasser aber eher an eine Kloake erinnert. Hier laeuft alles Abwasser hinein, weiter ausfuehren muss ich diesen Zustand nicht mehr!







Hier beim Essen in der Huette von Ponlok, seine Frau hatte extra fuer uns guten Fisch auf dem Markt gekauft. Und wie immer gilt: bloss nicht die Finger ablecken, dass waere in Kambodscha (und anderen Laendern Asiens auch) grob unhoeflich.



Kinder am Dorfbrunnen






Das Dorf bereitet sich auf eine Fest vor








Hier die "Hauptstrasse des Dorfes"



Falls jemand in Deutschland mit seiner finanziellen Lage nicht zufrieden sein sollte, dem empfehle ich dringend einen Besuch bei Ponlok. Das ist jetzt nicht zynisch, sondern durchaus ernsthaft gemeint. Und selbst einem ALG II Empfaenger wird schnell klarwerden wie gut es uns allen in Deutschland und den meisten anderen Laendern dieser Welt auch geht. Sehr irritiert hat mich, dass Ponlok auf mich keinen unzufriedenen Eindruck gemacht hat, wobei natuerlich die Armut ein Gespraechsthema war. Schliesslich muss er Tag fuer Tag gegen unzaehlige Tuk Tuk Fahrer auf neue Kunden hoffen.




Es bleibt aber hinzuzufuegen, dass in Asien die Armut nicht so einfach zu sehen ist. Zum einen sind die Menschen Buddhisten, d.h. sie versuchen durch ihre religioese Einstellung sich mit ihrer Situation zufriedenzugeben und das Gute daran zu finden. Zum anderen haben alle asiatischen Kulturen gemeinsam, dass auch der aermste Mensch nie das Gesicht verlieren will. Konkret: die Menschen versuchen nach aussen hin zu wirken als sei alles in Ordnung, d.h. selbst ein verarmter Mensch vermeidet es in dreckigen und alten Kleidern rumzulaufen.